MAINZ. Zur Behandlung von Tumoren der Hypophyse ist unter Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie eine neue Leitlinie zur Diagnostik und Therapie klinisch hormoninaktiver Hypophysentumoren veröffentlicht worden. Darauf weist Prof. Dr. med. Dr. h. c. Christian Wüster hin. Der Endokrinologe und Hypophyse-Facharzt leitet das Hormon- & Stoffwechselzentrum in Mainz, in dem auch Patienten mit verschiedenartigen Tumoren der Hypophyse behandelt werden.
Worum handelt es sich bei Hypophysentumoren? „Tumoren der Hypophyse sind eine häufige Erkrankung bei Erwachsenen. Medizinstatistiken gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung einen solchen Tumor aufweisen. Meist handelt es sich dabei um sogenannte Hypophysenadenome, von denen bis zu 30 Prozent hormoninaktiv sind. Mit dieser hormoninaktiven Form der Hypophysentumoren befasst sich die neue S2k-Leitlinie“, erklärt Prof. Wüster. Ihre Diagnose geht nicht selten auf eine Kernspintomographie zurück, die aufgrund von Schwindel oder Kopfschmerzen durchgeführt wird.
Bisher gab es kein standardisiertes Vorgehen bei der Diagnose. Diese Lücke soll jetzt geschlossen werden: Die neue Leitlinie zur Behandlung von hormoninaktiven Tumoren der Hypophyse legt einen besonderen Fokus auf die interdisziplinäre Versorgung dieser Patienten. Sie verwendet in diesem Zusammenhang sogar das Wort „essentiell“. An der Entwicklung der Leitlinie waren vor diesem Hintergrund zwölf medizinische Fachgesellschaften und eine Patienten-Selbsthilfegruppe beteiligt. Sie soll ein praxistaugliches Instrument zur Versorgung von Patienten mit einem hormoninaktiven Tumor an der Hypophyse darstellen und basiert auf internationalen Leitlinien sowie wissenschaftlichen Publikationen. Ziel dabei ist es, das aktuelle Wissen zur Diagnostik und Therapie zusammenzufassen und den beteiligten Ärzten eine Handreichung für den optimalen Behandlungsweg zu geben.
Für den Hormonhaushalt kommt der Hypophyse im Körper eine zentrale Steuerungsfunktion zu. Sie produziert Botenstoffe, die in anderen Hormondrüsen die Hormonproduktion anregen. Der Mainzer Endokrinologe Prof. Wüster: „Entwickelt sich an der Hypophyse ein Tumor, können hormonelle Veränderungen entstehen. Hormonmangel oder Hormonüberproduktion können die Folge sein – verbunden mit unterschiedlichen Symptomen: Abgeschlagenheit, Frieren, niedriger Blutdruck, Kreislaufbeschwerden, Störungen im Fettstoffwechsel oder Muskelschwächen können die Folgen sein.“ Beim Hypophysenadenom handelt es sich um einen gutartigen Tumor. Problematisch ist jedoch seine Raumforderung im Gehirn, die sich auf das umliegende Gewebe auswirken kann. So kann es zu Sehstörungen kommen.
Sie möchten sich individuell beraten lassen? Der Hypophyse-Facharzt Prof. Dr. Wüster oder die Kollegen aus dem Hormon- und Stoffwechselzentrum in Mainz gehen gerne auf Ihre Fragen ein.