Die häufigste Erkrankung der Schilddrüse ist der Jodmangelstruma, im Volksmund auch Kropf genannt. Ein Struma wird zumeist durch eine längerfristig unzureichende Jodzufuhr ausgelöst. Durch eine Gewebevergrößerung kann die Schilddrüse für den Betroffenen nach außen spürbar und auch sichtbar werden – bis hin zu einer Einengung der Luftröhre. In der Folge kann das zu Schluckbeschwerden und Atembeschwerden führen. Neben Jodmangel gibt es weitere, allerdings weitaus seltenere Ursachen für ein Jodmangelstruma. So leidet etwa ein Drittel der Menschen in unserem Land unter dieser Schilddrüsenerkrankung, mit der nicht zwangsläufig ein sichtbarer Knoten einhergehen muss.
Die zweithäufigste Erkrankung der Schilddrüse sind Autoimmunerkrankungen. Hier gilt es zwischen Morbus Basedow und der Hashimoto Thyreoiditis zu unterscheiden. Während mit Morbus Basedow eine Schilddrüsenüberfunktion einhergeht, kann Hashimoto Thyreoiditis dagegen zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen. Bei beiden Erkrankungen sind Autoantikörper gegen Schilddrüsengewebe nachweisbar. Von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse sind vorwiegend jüngere Menschen in der Altersgruppe der 20 bis 40-Jährigen betroffen. Um ein Vielfaches häufiger als Männer sind übrigens Frauen von Autoimmunerkrankungen betroffen. Nur selten tritt die Krankheit bei Kindern auf.
Gleich mehrere Ursachen sind verantwortlich für die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. So kann beispielsweise ein Defekt im Immunsystem vorliegen. Auch Einflüsse wie Stress, Umwelteinflüsse, Rauchen oder Infektionen können Intensität und Krankheitsverlauf zusätzlich verstärken. Bei Morbus Basedow entstehen Antikörper, die das eigene Schilddrüsengewebe angreifen. Häufige Symptome sind zudem Schwitzen, hoher Blutdruck, Durchfälle, Hyperaktivitäten oder Gewichtsabnahme. Veränderungen der Augen können auch ein Hinweis auf die Basedow-Krankheit sein.
Bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Die Ursachen der Krankheit liegen noch weitgehend im Dunkeln. Die Folge ist dann letztlich eine Schilddrüsenunterfunktion.
Auch eine Unterfunktion der Schilddrüse hat übrigens Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Depression, Müdigkeit, Haarausfall, Gewichtszunahme und ein niedriger Blutdruck sind nur einige der Begleiterscheinungen. Schon im Gespräch ergeben sich für den behandelnden Endokrinologen entscheidende Hinweise auf eine Erkrankung der Schilddrüse. Gibt es einen familiären Hintergrund, welche Art von Beschwerden liegen vor? Beim Ertasten der Schilddrüse können Vergrößerungen, Tastempfindlichkeit oder Verhärtungen festgestellt werden. Die Untersuchung mit dem Ultraschallgerät liefert Ergebnisse, die dann auf eine konkrete Erkrankung verweisen. Im Rahmen einer Blutuntersuchung kann dann die Menge der Schilddrüsenhormone bestimmt werden.
Sollten weitere Untersuchungen notwendig sein, kann der Arzt in seltenen Fällen auf die Szintigraphie zurückgreifen. Hierbei wird dem Patienten ein schwach radioaktives Präparat gespritzt. Zumeist handelt es sich dabei um Technetium. Die Aufnahme des Präparats liefert Hinweise auf die Funktion der Schilddrüse. Um dem Überschuss an Schilddrüsenhormonen Herr zu werden, werden bei Morbus Basedow Medikamente verabreicht, die die Hormonproduktion der Schilddrüse hemmen. Auch kommen eine Radio-Jod-Therapie und in seltenen Fällen eine Operation der Schilddrüse infrage. Etwa bei der Hälfte der Patienten kommt es bei einer längeren medikamentösen Therapie zu einem Normalisieren der Schilddrüse. „Die Hashimoto-Thyreoiditis kann sehr gut behandelt werden. Medikamente liefern die ausreichende Dosis an Hormonen. Es gibt auch Verläufe von Patienten, bei denen eine Hashimoto-Thyreoiditis folgenlos ausgeheilt.“, so Prof. Dr. Christian Wüster, Endokrinologe in Mainz.
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