Schätzungen gehen davon aus, dass allein in Deutschland 30 Millionen Menschen von einer Fehlfunktion betroffen sind. Eine Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion bleibt zumeist unerkannt. „Vor allem deshalb, weil eine Fehlfunktion der Schilddrüse keine Schmerzen verursacht, die klar zuzuordnen sind“, so Prof. Dr. Christian Wüster, niedergelassener Endokrinologe in Mainz. Die Symptome sind vielfältig und entwickeln sich oft schleichend.
In der Tat werden viele Symptome oft anderen Umständen zugeschrieben. Frauen sind weitaus häufiger von einer Fehlfunktion der Schilddrüse betroffen als Männer. Begleiterscheinungen wie Depressionen, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, ein unregelmäßiger Zyklus werden bei Frauen ab 45 oft den Wechseljahren zugeschrieben. Symptome wie Vergesslichkeit oder Zittern werden oft auf das Alter zurückgeführt. So kommt es, dass Menschen seit vielen Jahren an der Schilddrüse erkrankt sind, ohne dass eine zielgerichtete Therapie Linderung verschaffen kann.
Nach Auffassung von Prof. Dr. Christian Wüster verdient die Schilddrüse mehr Aufmerksamkeit. Das schmetterlingsförmige Organ, das sich unterhalb des Kehlkopfes befindet, sollte regelmäßig untersucht werden.
„Gerät die Schilddrüse aus dem Takt, können die Folgen für die Gesundheit vielfältig und weitreichend sein. Wird die Fehlfunktion nicht behandelt, kann beispielsweise das Herz-Kreislauf-System massiv gestört werden. Hormone der Schilddrüse sind unter anderem verantwortlich für Blutkreislauf, Verdauung und das Wachstum der Knochen“, so Prof. Wüster.
Vergesslichkeit, Müdigkeit, Verstopfung oder Depressionen sind Hinweise auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse. Keineswegs dürfen sie als Altersbeschwerden abgetan werden. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen, Erkrankungen der Schilddrüse rechtzeitig festzustellen. Deshalb sollten auch Angehörige Be-schwerden älterer Menschen erkennen und entsprechende Untersuchungen in die Wege leiten.
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