BAD HOMBURG. Sie ist unscheinbar und nur etwa kirschkerngroß, steuert aber sämtliche Körperfunktionen: Die Hypophyse, auch Hirnanhangsdrüse genannt, schüttet Botenstoffe aus, die wiederum andere Hormondrüsen regulieren. Es überrascht daher nicht, dass Störungen der Hypophyse weitreichende Folgen für den gesamten Organismus haben. Wachstum und Stoffwechsel, Stressregulation, Wasserhaushalt, Schwangerschaft und Stillzeit – all das kann aus dem Gleichgewicht geraten, wenn die Hirnanhangsdrüse zu viele oder zu wenige Hormone produziert.
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Christian Wüster leitet als Endokrinologe das Hormon- und Stoffwechselzentrum in Mainz und ist dort auch Ansprechpartner für Patienten aus Bad Homburg. Er berichtet: „Die Hypophyse kann durch Traumata, Durchblutungsstörungen, Entzündungen oder Tumore in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Das kommt zum Glück nur sehr selten vor, hat dann aber dramatische Auswirkungen auf die Gesundheit.“ Bei Tumoren im Bereich der Hirnanhangsdrüse handelt es sich meist um sogenannte Adenome, die an sich gutartig sind.
Durch ihre Größe können sie aber Druck auf andere Gehirnbereiche ausüben und zu einer veränderten Ausschüttung der Hypophysen Hormone führen. Eine denkbare Folge ist das Cushing-Syndrom, das auf eine Überproduktion des Stresshormons Cortisol zurückgeht. Betroffene leiden häufig unter Muskelschwund bei gleichzeitigem Übergewicht sowie erhöhten Blutzucker- und Blutdruck-Werten.
Produziert die Hypophyse zu wenig oder zu viel des Wachstumshormons Somatotropin (STH), kann es zu Kleinwuchs oder abnormalem Größenwachstum kommen. Eine verringerte Ausschüttung des Hormons ADH wiederum bringt den gesamten Wasserhaushalt aus dem Takt. Betroffene leiden unter unstillbarem Durst und scheiden täglich bis zu 20 Liter Urin aus. Mediziner sprechen auch von einem „Diabetes insipidus“. Bei Verdacht auf eine Hypophysen Erkrankung führen Endokrinologe Prof. Dr. Wüster und sein Team eine umfassende Anamnese durch: „Neben Labortests und bildgebenden Verfahren hilft uns eine detaillierte endokrinologische Funktionsdiagnostik, der Art der Erkrankung auf die Spur zu kommen.“