MAINZ. Prof. Dr. Dr. h. c. Christian Wüster wird in seinem Praxisalltag immer wieder mit sogenannten Ermüdungsfrakturen konfrontiert. Die Behandlung erfordert nach Erfahrung des Facharztes für Endokrinologie ein besonderes interdisziplinäres Management und die Kooperation von Orthopäden, Unfall-chirurgen, Osteologen, Radiologen und Physiotherapeuten. Funktioniert diese Zusammenarbeit aber und arbeitet der Patient gut mit, kann die Rekonvaleszenz nach einer Ermüdungsfraktur deutlich verkürzt werden. Doch was genau ist eine Ermüdungsfraktur und welche Personen sind davon betroffen? „Ermüdungsfrakturen treten gehäuft bei sportlichen Athleten, bei Soldaten oder auch bei Ballett-Tänzern auf. Weil häufig Soldaten betroffen sind, werden sie auch als Marschfrakturen bezeichnet“, erklärt Prof. Dr. Dr. h. c. Wüster. Zudem werden sie des Weiteren Stressfraktur oder Bone bruise genannt. Etwa zehn Prozent der Rekruten erleiden nach nur drei Monaten der Grundausbildung Ermüdungsfrakturen. Athleten zeigen sogar eine Häufigkeit von 20 Prozent.
Die Stressfraktur tritt oft an den Schienbeinknochen (Tibia), den Wadenbeinknochen (Fibula), an den Mittelfußknochen (Metatarsalia), den Fußwurzelknochen (Tarsalia), am Schenkelhals oder darüber hinaus am Sitzbein auf. Um die Ermüdungsfraktur zu diagnostizieren, sind neben bildgebenden Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Röntgenbilder und Knochenszintigraphie auch Labordiagnostik und eine differentialdiagnostische osteologische Untersuchung notwendig. Dies dient u. a. dem Ausschluss von bösartigen Erkrankungen.
Als Hauptursache für Stressfrakturen gelten:
Neben der interdisziplinären ärztlichen Therapie von Ermüdungsfrakturen ist eine psychologische Betreuung von Patienten mit Stressfrakturen durchaus sinnvoll. Prof. Dr. Dr. h. c. Christian Wüster berichtet etwa von einem hohen Leidensdruck, der vor allem bei Leistungssportlern auftreten kann. Die Therapie beinhaltet eine optimierte Energieaufnahme mit Eiweiß und kalorienreicher Ernährung. Zudem können Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin D, Vitamin K, Kalzium und Magnesium verordnet werden. Ob ein knochenaufbauendes Medikament zum Einsatz kommt, sollte der Osteologe entscheiden. Ein solches Präparat kann den Heilungsprozess verkürzen. Bestimmte Osteoporose-Therapeutika führen jedoch zum genau gegenteiligen Effekt. Bei Frauen vor der Menopause mit Zyklusstörungen können zyklusregulierende Medikamente durchaus sinnvoll sein. Bei Männern kann Testosteron verordnet werden.
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